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Kirchliche Weltanschauungsarbeit gibt es im deutschen Sprachraum bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts, und seit Anfang der 1970er Jahren wurde sie auch im (gesamt-)gesellschaftlichen Kontext immer mehr wahrgenommen und geschätzt.
In fast allen katholischen Diözesen und evangelischen Landeskirchen Deutschlands und Österreichs gibt bzw. gab es Expert*innen mit dem Auftrag, sich mit der religiösen und weltanschaulichen Vielfalt in der Gesellschaft zu beschäftigen, sensibel für die Fragen und Sehnsüchte von suchenden Menschen zu sein und dabei einen Überblick zu bewahren, welche Antworten diese Menschen suchen – und wo sie diese finden.
Dabei müssen sie auch fähig und bereit sein, sich mit vielfältigen Glaubensansichten und -praktiken nicht nur auseinanderzusetzen, sondern auch mit Anhänger*innen und Anbieter*innen in einen kritischen Dialog zu treten. Als Vertreter*innen ihrer jeweiligen Kirche sind die Expert*innen für Weltanschauungsfragen auch aktiv im Gespräch, über alle Grenzen hinweg. In wertschätzenden Begegnungen müssen sie sich mit ihren christlichen Antworten auf lebenswichtige Fragen der Diskussion mit anderen Religionen und Weltanschauungen stellen. Im Gespräch mit suchenden Menschen sind sie zudem Ansprechpartner*innen für all jene, die in diesem Zusammenhang konfliktträchtige Erfahrungen machen oder gemacht haben.
Im ersten Text geben Matthias Neff und Johannes Sinabell – katholische Referenten für Weltanschauungsfragen in Trier und Wien – einen Überblick über die Entwicklung sowie den Arbeitsansatz und die Arbeitsweise der katholischen Weltanschauungsarbeit.
Reinhard Hempelmann beschäftigt sich in seinem Text – ausgehend vom Arbeitsfeld der kirchlichen Weltanschauungsarbeit – mit der Aufgabe der religiös-weltanschaulichen Aufklärung. Die religiöse und weltanschauliche Vielfalt erfordert seiner Meinung nach die Bejahung von und den Respekt vor Diversität und Differenz. Aus der Religionsbegegnung bzw. dem Dialog der Weltanschauungen kann eine apologetische Dimension nicht ausgeklammert werden, da zur religiösen Aufklärung auch Kritik und Selbstkritik gehören.
Hubertus Schönemann plädiert in seinem Beitrag für eine neue Art von sendungsorientierter Apologetik, verstanden als eine Apologetik des Dialogs. Weltanschauungsarbeit ist nach ihm dazu angehalten, über die distanzierte Beschreibung und Einordnung hinaus den eigenen „archimedischen Standpunkt“ immer wieder zu verlassen, um einerseits der Logik eines religiös-weltanschaulichen Angebots aus dessen eigener Binnenperspektive heraus nachzuspüren und andererseits immer wieder den durch die Offenbarung und die lebendige Tradition geschulten kirchlichen Blick darauf zu werfen. Schließlich fällt dabei noch eine Perspektive des „Außen“ auf das eigene Glaubenssystem, die eine (fremd-) prophetische Wirkung auf das kirchliche Glaubenssystem haben kann.