Jenseitsvorstellungen
Zeugen Jehovas
Siebenten-Tags-Adventisten
Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
Über die Unausweichlichkeit des Todes, darüber dass jeder Mensch einmal sterben wird, herrscht Großteils Einigkeit. Was nach dem Sterben passiert, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Während manche davon überzeugt sind, dass nach dem Tod alles aufhört, haben die Anhänger der Religionen, von religiösen Bewegungen und Gemeinschaften mehr oder weniger klare Vorstellungen davon, was nach dem Tod passiert.
Fest steht: Niemand kann sagen, was genau passiert, wenn das Leben endet. Es gibt unterschiedliche Theorien – aber beweisen kann man keine von ihnen.
Drei Theorien sollen hier vorgestellt werden: jene der Zeugen Jehovas, jene der Siebenten Tags Adventisten und jene der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Alle drei Gemeinschaften berufen sich auf die Bibel, kommen aber zu unterschiedlichen Lehren
Zeugen Jehovas
Entscheidend für die Zeugen Jehovas ist das Jahr 1914 - unsichtbar sei Christus 1914 im Himmel an die Macht gekommen und habe dabei Satan und dessen Dämonen auf die Erde gestürzt. Der I. Weltkrieg, Umweltkatastrophen, Terror und Hungersnöte seien die Folge davon.
Was für Zeugen Jehovas von zentraler Bedeutung ist, ist der unmittelbar bevorstehende Harmagedon (es ist nicht die Rede vom Weltuntergang), ein weltweiter Krieg, den Gott führt und der den Weg für eine gerechte, neue Ordnung ebnen soll. In dieser Schlacht werden – nach der Lehre der Wachtturm-Gesellschaft (WTG) – alle Bösen vernichtet, weshalb gegenwärtig viel Zeit und Energie in die Mission investiert wird, um möglichst viele zu bekehren, damit sie Harmagedon überleben.
Die Bilder von Harmagedon sind Katastrophenbilder, die Angst machen, weshalb von einer Katastrophen-Eschatologie gesprochen werden kann.
Nach der Schlacht von Harmagedon wird laut WTG kein Teil der bösen Welt mehr übrig sein. Satan und seine Dämonen werden an einen Ort der Untätigkeit weggesperrt (mehr als um einen Ort handelt es sich um einen Zustand).
Wenn in der Folge vom „neuen Himmel“ und von der „neuen Erde“ die Rede ist, dann sind für die WTG diese Bezeichnungen nicht wörtlich zu verstehen. Der „neue Himmel“ beziehe sich auf die neue Herrschaft: Jesus soll als König mit den 144.000 seiner treuen Nachfolger regieren. Auf der „neuen Erde“ werde es keine Krankheit mehr geben, niemand werde mehr altern… - Bilder dazu sind aus der Literatur der WTG allbekannt.
Nach Harmagedon erfolge die „Zweite“ Auferstehung. Nach dem Bibelverständnis der WTG handelt es sich dabei um die Auferstehung der Gerechten und der Ungerechten zum Leben auf der paradiesischen Erde (Ungerechte sind jene, die nicht die Möglichkeit hatten, Jehova kennen zu lernen). Auf der paradiesischen Erde sollen dann alle im Willen Gottes unterwiesen werden und die Gelegenheit erhalten, zu beweisen, dass sie Gott wirklich lieben, indem sie seinen Willen tun.
Wenn es eine „Zweite“ Auferstehung gibt, muss es auch eine „Erste“ Auferstehung geben. Laut WTG sind es die 144.000, die Anteil haben an der „Ersten Auferstehung“ (Früh-Auferstehung); diese habe angefangen, nachdem 1914 Jesus im Himmel zu herrschen begonnen hat. Es handelt sich für Jehovas Zeugen dabei um eine geistige Auferstehung. So wird davon ausgegangen, dass die Apostel und andere der ersten Christen bereits zum himmlischen Leben auferweckt worden seien und ein Leben als Geistgeschöpfe führen.
Nach Harmagedon beginnt laut Lehre der WTG der „Gerichtstag“. Es handelt sich dabei nicht um einen 24-Stunden-Tag, sondern um das Millennium (1000 Jahre). In dieser Zeit werden nicht nur die auferweckten Toten gerichtet, sondern auch jene, die Harmagedon überlebt haben und die Kinder, die sie haben werden.
Da aber die meisten Menschen, die am Ende des Millenniums leben, noch nicht auf ihren Glauben geprüft wurden (weil sie vor ihrer Auferstehung Jehova nicht kannten oder weil es nach ihrer Auferstehung für sie leicht war, Jehova zu dienen, da sie in einem Paradies lebten, ohne dass der Teufel irgendwelche Schwierigkeiten bereitete), lässt Jehova den Satan und seine Dämonen nochmals frei, um die Menschen ein letztes Mal zu versuchen (Schlussprüfung). Jene, die diese Prüfung nicht bestehen werden, werden sein „wie Sand am Meer“. Nach dieser Prüfung werden Satan und seine Dämonen und all jene, die die Prüfung nicht bestanden haben, in den symbolischen „Feuersee“ geworfen, der ewige Vernichtung bedeutet. Jene, die die Prüfung bestanden haben, werden für immer im herrlichen Paradies auf Erden leben. Jesus übergibt dann am Ende des 1000jährigen Gerichtstages seinem Vater das Königreich und fortan wird Jehova als König herrschen.
Siebenten-Tags-Adventisten
Laut Lehre der Siebenten-Tags-Adventisten (STA) gelangt man mit dem Tod in einen „Zustand ohne Bewusstsein“ (Seelenschlaf), aus dem man am Ende der Tage, d.h. bei der Wiederkunft Jesu, aufwachen wird.
Wenn Jesus wiederkommt – so die Lehre der STA – werden die verstorbenen Gerechten auferweckt und zusammen mit den lebenden Gerechten verherrlicht in den Himmel aufgenommen (Erste Auferstehung); die lebenden Ungerechten aber werden sterben.
Die Gläubigen werden dann mit Jesus 1000 Jahre im Himmel sein (Millennium). Auf der Erde gibt es keine Menschen mehr; sie befindet sich in diesen 1000 Jahren in einem verwüsteten Zustand; nur Satan und seine Engel leben darauf.
Am Ende des Millenniums kommen Christus und seine Heiligen zur Erde herab. Es erfolgt die „Zweite Auferstehung“, die Auferstehung der Ungerechten – sie erleiden den zweiten, ewigen Tod, d.h. ihr Leben wird endgültig ausgelöscht. Satan und seine Engeln werden verzehrt und die Erde wird gereinigt. So wird das Universum auf ewig von Sünde und Sündern befreit. Auf der neuen Erde wird Gott eine ewige Heimat für die Erlösten schaffen. Gott selbst wird unter seinem Volk wohnen und in Ewigkeit regieren. Von daher versteht sich die Aussage auf der Internetseite der Siebenten Tags Adventisten: „Unser Heil liegt also nicht darin, dass wir in den Himmel kommen, sondern dass Gott auf diese Erde kam und noch einmal – für immer – zu uns kommen wird." (http://bmv.adventisten.de/wir-fuer-sie/unser-glaube/unsere-glaubenspunkte/28-die-neue-erde/)
Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
Wesentlich in der Lehre der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist die Wiederkunft Christi, die das Millennium, eine Zeit des Friedens und der Freude, einleitet.
Die rechtschaffenen Menschen, die bei der Wiederkunft Jesu leben, werden auf der Erde weiterleben. Bei den verstorbenen rechtschaffenen Menschen wird es so sein, dass sich bei der Auferstehung ihr sterblicher Körper aufs Neue mit dem Geist vereint und sie den Grad der Herrlichkeit erben, den sie während des Erdenlebens verdient haben.
Die Schlechten, die bei der Wiederkunft Jesu leben, werden hingegen im Fleisch vernichtet werden und zusammen mit jenen Schlechten, die bereits verstorben sind, müssen sie auf das Ende des Millenniums warten, bis sie aus dem Grab kommen können.
In der Geisterwelt (laut Vorstellung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage wird beim Tod der Körper sterben, während der Geist in die Geisterwelt kommt ) wird das Evangelium denen gepredigt, die es nicht befolgt haben oder die das Evangelium nicht kennenlernen konnten. Alle werden in der Geisterwelt die Gelegenheit haben, vom Evangelium zu hören und sich dafür zu entscheiden.
Während des Millenniums wird Satan gebunden sein, während der Herr auf der Erde regieren wird. Die Heiligen werden Tempel bauen; es wird einer an den anderen gesiegelt, bis eine Priestertumskette von Adam bis zum letzten Akt entsteht; auferstandene Wesen werden helfen, Fehler zu korrigieren, die bei der Ahnenforschung unterlaufen sind.
Am Ende des Millenniums findet die „Zweite“ Auferstehung statt, die Auferstehung für die Schlechten. Sie werden entweder das telestiale Reich erben oder zusammen mit Satan in die äußere Finsternis verstoßen werden (je nachdem, ob sie das Evangelium in der Geisterwelt angenommen haben oder nicht).
Am Ende des Millenniums kommt es zum Letzten Gericht, bei dem alle Menschen jenem Reich zugeteilt werden, das sie durch ihre Lebensweise verdient haben. Diese vier Reiche sind:
- Das celestiale Reich (höchste Herrlichkeit)
- Das terrestriale Reich (mittlere Stufe der Herrlichkeit)
- Das telestiale Reich (niedrigste Stufe der Herrlichkeit)
- Die äußere Finsternis (Reich des Teufels)
Literatur
Zeugen Jehovas:
Erkenntnis, die zu ewigem Leben führt, Wachtturm Bibel- und Traktrat-Gesellschaft, 1995.
Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben, Wachtturm Bibel- und Traktrat-Gesellschaft, 1982.
Die Offenbarung. Ihr großartiger Höhepunkt ist nahe! Wachtturm Bibel- und Traktrat-Gesellschaft, 1988.
Siebenten Tags Adventisten:
E.G. White, Der große Kampf, Advent-Verlag, 1994.
Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage:
Grundbegriffe des Evangeliums, Herausgeber: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, 1988.
Martin Pezzei, 2019