Holic Gruppe
Geschichte
Lehre
Riten/Handlungen
Organisation
Praxis
Verbreitung
Geschichte
Gottfried Holic (sprich: Holitsch, geb. 1943) begann nach einem Bekehrungserlebnis in Wien kath. Theologie zu studieren. Nach relativ kurzer Zeit besucht er verstärkt freikirchliche und evangelikale Gemeinden. Unbefriedigt und mit Ablehnung konfrontiert gründete er Ende der 70er Jahre in Wien eine eigene Gemeinschaft. Von Außenstehenden wird sie „Holic-Gruppe“ genannt, während sie selber jeden Namen für sich ablehnt und sich als „Gemeinde“ oder „wahre Christen“ bezeichnet. Durch erfolgreiche Missionstätigkeit entstanden neue Filial-Gründungen in anderen Städten. Gottfried Holic wurde selbst 2004 aus der Gruppe ausgeschlossen und verstarb 2010.
Lehre
Die Gruppe versteht sich als einzige Gemeinschaft, die konsequent nach dem Evangelium lebt. Eine wahre Gemeinde Jesu muss nach ihrem Verständnis folgende Bedingungen erfüllen: tägliche Gebetstreffen, rigoroser Kampf gegen Sünde, engagierte Mission, keine Amtsträger sowie Güter- und geistliche Gemeinschaft von engagierten Christen, die sich jeder persönlich für Jesus entschieden haben.
Das Gottesbild ist sehr gesetzlich geprägt. Die sie umgebende Welt erscheint als dunkler, von der Sünde beherrschter Bereich. Das vorrangige Interesse gilt Fragen der Gemeindestruktur und des möglichst perfekten sündenfreien Lebensstils. In einigen anderen Punkten übernehmen sie die Theologie der großen Kirchen. Da andere christliche Gemeinschaften als vom wahren Glaubensvollzug abgefallen gesehen werden, gibt es keine ökumenischen Kontakte. Deshalb treten neue Mitglieder auch aus ihren bisherigen Kirchen aus.
Riten/Handlungen
Die Gruppe kennt nur die Erwachsenentaufe. Diese wird von Gruppenmitgliedern vollzogen. Taufen anderer Kirchen werden in der Regel nicht anerkannt, weil die persönliche Entscheidung des Täuflings fehlt. Selten wird ein Abendmahl als Gedächtnismahl gefeiert.
Die Gemeinschaft lebt vor allem von den täglichen Treffen mit Bibellesungen, Gesprächen, Gebeten und Gesang, die aber keine feste Form haben, weil Riten abgelehnt werden. Besondere Feste (Ostern, Weihnachten, Geburtstag) werden nicht gefeiert.
Organisation
Die Gruppe lebt in kleineren Wohngemeinschaften. Ämter sind keine definiert, wobei dennoch einzelne Mitglieder (gern als „Ältere Geschwister“ bezeichnet) stärker dominieren als andere. Ebenso sind noch keine fixierten Regeln für die Struktur der Gruppe bekannt. Anstehende Entscheidungen werden in der Gruppe diskutiert und beschlossen. Der Kontakt unter den einzelnen Wohngemeinschaften wird durch wöchentliche regionale Treffen und gegenseitige Besuche gehalten. Einmal im Jahr gibt es ein längeres internationales Treffen aller Wohngemeinschaften.
Praxis
Die Regel ist das ehelose Gemeinschaftsleben in der Wohngemeinschaft, wo materielle und geistliche Dinge geteilt werden. An vielen Abenden wird in anderen christlichen Gemeinschaften (Jugendgruppen, Bibelkreisen, Evangelisationen, christlichen Großveranstaltungen) missioniert, wobei sich die Missionare nicht als solche zu erkennen geben. Auch werden durch ausgehängte Flugzettel Interessierte zur Kontaktaufnahme per Telefon oder E-Mail eingeladen. Die Mission zielt besonders auf junge, religiös interessierte und kirchlich engagierte Menschen. Das persönliche Leben ist von der Ganzhingabe an Jesus und dem Gemeinschaftsleben in der Gruppe geprägt, dem sich alles andere unterordnet. Man orientiert sich am Lebensvorbild Jesu. Deshalb nimmt auch die Beschäftigung mit der Bibel einen breiten Raum ein. Die Kontakte zum früheren sozialen Umfeld (einschließlich der Familie) werden abgebrochen bzw. sehr stark eingeschränkt. Der Lebensstil ist betont einfach, da jeder Luxus als Sünde gilt. Seit 2010 kommt es vermehrt zu Ausschlüssen von Mitgliedern, welche sich nach Meinung der Gruppe Verfehlungen haben zukommen lassen.
Verbreitung
Eine starke Missionstätigkeit führte nach der Gründung in Wien zu einer Ausdehnung in andere österreichische Städte. Von 1990 an wurde sehr intensiv in Ungarn, Polen, Tschechien, den baltischen Ländern sowie Sachsen und Berlin missioniert, wo eigene Wohngemeinschaften gegründet wurden. Um die Jahrtausendwende entstand ein neuer Schwerpunkt in Baden-Württemberg und den Niederlanden. 2008 kam auch eine Wohngemeinschaft in Indien dazu. Weltweit zählt die Gruppe ca. 150 bis 200 Mitglieder.
Literatur
http://www.sekten-sachsen.de/holic-gruppe-56.htm
http://www.christen-folgen-jesus.de
Gerald Kluge, 2015