
Neuer Abt Eichmann will St. Lambrecht als "Energiequelle" stärken
Sein Selbstverständnis als künftiger Abt von Stift St. Lambrecht hat der Benediktiner Alfred Eichmann (49) im Interview mit der "Kleinen Zeitung" (Sonntag) dargelegt: Als seine künftig wesentlichste Aufgabe sehe er, "in Beziehung mit den Mitbrüdern zu sein" wie ein Vater, denn "Abt heißt ja nichts anderes als Vater", so der Ordensmann. Seine heuer das 950-Jahr-Jubiläum feiernde Abtei, zu der auch das Superiorat Mariazell gehört, stehe für Kontinuität und sei damit für viele eine "Energiequelle", aus der man schöpfen könne.
Eichmann war am 10. Juni von den zwölf Konventsmitgliedern bei einer Wahl unter dem Vorsitz von Abtpräses Johannes Perkmann zum Nachfolger von Abt Benedikt Plank gewählt worden, der mit 9. Juli die Altersgrenze von 76 Jahren erreicht. Eichmanns vorerst auf zwölf Jahre vorgesehene Amtszeit beginnt mit der Amtsübernahme am 10. Juli, die feierliche Abtsbenediktion findet am 21. September in der Stiftskirche statt.
Lebensrhythmus für Seele und Leib
Zu seiner Wahl erklärte der designierte Abt, er habe sie als "intensives Gefühl des Angenommenseins" erlebt. Besonders eindrücklich sei für ihn der Moment seiner Präsentation an der Mittelpforte des Stifts gewesen, an welcher er 1995 als 19-Jähriger ins Noviziat eingetreten war. Er sei, wie der Sohn von Landwirten im Nebenerwerb sagte, "in der Gegend stark verwurzelt" und schätze den gesunden Lebensrhythmus für Seele und Leib: Die Sonntagsruhe etwa ermögliche Ordnung, deren Abhandenkommen wohl ein Grund dafür sei, "warum so vieles in der Welt in Unordnung ist".
Eichmann stammt aus der Stiftspfarre Mariahof, legte 1996 die zeitliche und 1999 die ewige Profess ab und empfing 2002 die Priesterweihe. Nach dem Theologiestudium in Salzburg und Rom sowie Jahren in der Seelsorge in Leoben, Bruck an der Mur und Mariazell ist er seit 2011 Pfarrer in Neumarkt und Zeutschach, seit 2016 auch in Mariahof, Perchau und Greith, seit 2021 zudem Pastoralverantwortlicher im Seelsorgeraum St. Lambrecht. Als Novizenmeister und Klerikermagister trägt er bereits seit 2013 Verantwortung für die klösterliche Jugend.
Abt im Klassenzimmer
Fasziniert zeigte sich Eichmann von seinen Erfahrungen mit Jugendlichen, denen er sonst auch als Religionslehrer in der Mittelschule Neumarkt begegnet. Ein schwer zu unterrichtendes Fach sei Religion seinem Empfinden nach nicht, wohl aber gebe es heute weniger religiöse Bezüge im Alltag und die Aufmerksamkeitsspanne im Klassenzimmer sei geringer geworden. Jugendliche seien jedoch über vieles - wie etwa die Papstwahl - gut informiert, interessierten sich sehr für ethische Themen wie Sterbehilfe und hätten in vielem "eigene Zugänge".
"Ich denke, junge Menschen sehen in Religion ein Fach, in dem man sich den Möglichkeiten und Unmöglichkeiten des Lebens stellt und zugleich eine Zukunft sieht, die nicht nur etwas Vertröstendes hat, sondern einen tragenden Grund", so Eichmann. Jugendliche fänden zudem eigene Wege, um mit Extremsituationen wie etwa kürzlich dem Grazer Amoklauf umzugehen, und sprächen sich gegenseitig Mut zu. Komme er mit dem vorbereiteten Stoff in der Klasse nicht durch, sei es "immer ein guter Unterricht, weil dann habe ich ihre Neugier für Gott und die Welt geweckt und ihr Bedürfnis, darüber zu reden".
1076 gegründet
Das Benediktinerstift St. Lambrecht (Bezirk Murau) gehört mit seiner Gründung im Jahr 1076 zu den ältesten Klöstern der Steiermark. Die Mitglieder des Konvents betreuen zwölf Pfarren im Seelsorgeraum St. Lambrecht sowie das Superioriat Mariazell. Bekannt ist das barocke Stiftsgebäude mit seiner imposanten Stiftskirche unter anderem für seine Bibliothek, das Stiftsmuseum sowie Angebote an Exerzitien, Seminaren und kulturellen Veranstaltungen. Zudem ist das Kloster in der Forstwirtschaft, im Tourismus und durch seine Beteiligung an regionalen Entwicklungsprojekten aktiv. (Infos: www.stift-stlambrecht.at)
Quelle: kathpress