
Trauer um frühere Fokolar-Präsidentin Emmaus Maria Voce
Die frühere Präsidentin der internationalen Fokolar-Bewegung, Emmaus Maria Voce, ist am Freitag im Alter von 87 Jahren in Italien gestorben. Das teilte die Pressestelle der Bewegung am Samstag in Augsburg mit. Voce war die zweite Präsidentin der Fokolar-Bewegung nach der Gründerin Chiara Lubich. Voces Beisetzung ist für Montag (23. Juni) im Internationalen Fokolar-Zentrum in Rocca di Papa (Rom) geplant. Würdigende Worte kamen unter anderem vom Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl.
"'Emmaus' zu leben war ihr Lebensprogramm und auch ihr werkinterner Name, der ihr gegeben wurde", verwies Bischof Krautwaschl in einer Stellungnahme gegenüber Kathpress auf den geistlichen Namen Voces, den ihr die Gründerin Chiara Lubich als Lebensprogramm gegeben hatte. An der Fokolar-Spitze sei es Voce darum gegangen, "mit dem Auferstandenen unterwegs zu sein". Krautwaschl ist mit der Fokolar-Bewegung verbunden, lädt regelmäßig Amtskollegen zu Bischofstreffen in die Steiermark und war Voce mehrmals begegnet. Die Verstorbene habe zudem sehr auf die Einheit der großen weltweiten "Familie" aller mit der Spiritualität der Bewegung Verbundenen hingewirkt, sagte er, auch im ökumenischen und interreligiösen Bereich.
Streben nach Einheit
Die Einheit und Geschwisterlichkeit aller ist das Ziel der 1943 in Trient von Chiara Lubich gegründeten internationalen, christlich geprägten Aufbruchsbewegung. Zentrales spirituelles Anliegen ist es, die Worte Jesu "Alle sollen eins sein" (Joh 17,21) im persönlichen, gesellschaftlichen und interreligiösen Leben umzusetzen. Die Bewegung ist in über 180 Ländern aktiv, umfasst laut eigenen Angaben rund 140.000 Mitglieder sowie drei Millionen mit ihr Verbundenen aus allen christlichen Kirchen sowie auch aus nichtchristlichen Religionen. Engagiert ist sie in Kirche, Politik, Wirtschaft, Bildung und interreligiösem Dialog.
An der Spitze der Fokolar-Bewegung steht laut Statut immer eine Frau. Die aus Süditalien stammende Juristin und Theologin Voce, die die Fokolar-Bewegung 1959 kennenlernte und nach Tätigkeit im Sekretariat von Lubich u.a. ein Jahrzehnt in Istanbul lebte, war nach Lubichs Tod 2008 zur Präsidentin gewählt und 2014 wiedergewählt worden. Nach Erreichen der maximalen Amtszeit von zwölf Jahren wurde sie 2021 von der aus Israel stammende Palästinenserin Margaret Karram (63) abgelöst.
Leiterin in Nachgründungsphase
Voces Nachfolgerin Karram bekundete große Trauer angesichts der Todesnachricht. "Als erste Präsidentin der Fokolar-Bewegung nach unserer Gründerin verstand sie es, mit Intelligenz, Weitsicht und der nötigen Entschlossenheit den schwierigen Übergang unseres Werkes von der Gründung in die Nachgründungsphase zu bewältigen." Karram würdigte Voces "Weisheit in einer feinen, zurückhaltenden Art". Und: "Neben ihrem fundierten geistlichen, theologischen und juristischen Wissen war sie auch mit tiefer Menschlichkeit und Herzensweite begabt und hatte einen einnehmenden und stets respektvollen Humor." Voce sei von vielen Menschen geschätzt worden, auch von Papst Benedikt XVI. und Papst Franziskus.
Jesús Morán, langjähriger Co-Präsident der Bewegung, würdigte die Verstorbene als Impulsgeberin einer organisatorischen Erneuerung und betonte ihre Fähigkeit, auch in schwierigen Phasen Mut zu geben. Voce habe die Bewegung nicht nur treu im Geiste der Gründerin weitergeführt, sondern auch klug auf kommende Herausforderungen vorbereitet, etwa auf strukturelle Reformen und spirituelle Krisenphasen. Ihre Nüchternheit, Urteilskraft und innere Freiheit hätten den Führungsstil ebenso geprägt wie ihr tiefes geistliches Profil und ihre kirchliche Verwurzelung.
Quelle: kathpress